Die visuelle
Wahrnehmungsfähigkeit geht der Sprachentwicklung voraus. Sofern die
Aufmerksamkeit für ein Bild erlangt worden ist, werden bekannte Figuren und
Muster wahrgenommen und interpretiert, die dann in den individuellen Erfahrungshorizont
des Einzelnen überführt werden. Die Aufmerksamkeit richtet sich in der Regel
stärker auf die emotional ansprechenderen visuellen Signale, so dass das
gesprochene Wort einen geringeren Stellenwert bei der Wahrnehmung der
Informationen erhält.
Überspitzt formuliert es der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Winfried Schulz: „Während die Wortnachricht erst durch den „Verdauungstrakt“ der kognitiven Informationsverarbeitung gehen muß, nehmen wir Bildnachrichten gleich intravenös auf.“
Überspitzt formuliert es der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Winfried Schulz: „Während die Wortnachricht erst durch den „Verdauungstrakt“ der kognitiven Informationsverarbeitung gehen muß, nehmen wir Bildnachrichten gleich intravenös auf.“
Die Überzeugungskraft liegt in erheblichem
Maße schon im Einsatz der Bilder selbst. Das Bild genießt Priorität bei der
Selektion von Reizen. Durch die affektive Wirkung des Bildes fällt den
Rezipienten die Distanz zu ihnen schwer. Es wird den Zuschauern die Illusion
vermittelt, dass sie sich durch die visuelle Präsentation als Augenzeugen
selbst ein Bild machen können, quasi selbst in das Geschehen involviert sind.
Jeder Kulturkreis besitzt ein Repertoire an
Bildern und Symbolen, um die Welt darzustellen und wahrzunehmen. Die
Rezipienten versuchen mit der Hilfe visueller Darstellungen, einen
Erfahrungshorizont aufzubauen, der ihnen Orientierung ermöglicht.
Bilder werden demzufolge entschlüsselt, verglichen und eingeordnet. Die Logik der Texte unterscheidet sich von der Logik der Bilder, da die Textlogik argumentativ und die Bildlogik assoziativ verläuft.
Bilder werden demzufolge entschlüsselt, verglichen und eingeordnet. Die Logik der Texte unterscheidet sich von der Logik der Bilder, da die Textlogik argumentativ und die Bildlogik assoziativ verläuft.
Bilder des Politischen
Politiker wissen sehr genau um ihre
Wirkungsmacht und versuchen Schlagbilder als fokussierte Dokumente ihres
erfolgreichen Tuns zu inszenieren. Dabei kommen sie der Bildästhetik und den
Sehgewohnheiten der Rezipienten entgegen.
Der
Kunstwissenschaftler Bazon Brock differenziert in seinem Aufsatz
„Fotographische Bildererzeugung zwischen Inszenierung und Objektivation“
zwischen einer objektivierenden Realität, die eine außerhalb des fotografischen
Mediums vorhandene Realität durch Fotografie transportiert und einer
inszenierten Realität, die die Bildwirklichkeit erst konstituiert. Dies
entspricht im übrigen auch der Diskrepanz zwischen natürlichen Ereignissen
(z.B. Umweltkatastrophen), die auch ohne den Kameraeinsatz stattgefunden hätten
und Pseudoereignissen (z.B. Pressekonferenzen), die nur für die
Medienberichterstattung arrangiert worden sind.
Es ist weiterhin zu unterscheiden zwischen
gestellten Szenen, die fotografiert werden und einer nachträglichen Bearbeitung
von Fotomotiven, auf die im Folgenden Bezug genommen wird. Diese Manipulation
von Bildern erfordert einen zusätzlichen Bearbeitungsaufwand am Bildmaterial.
Betrachtung von Bildmanipulation
Bilder bieten kein authentisches Abbild der
Welt. Schon die Auswahl des Motivs, die Bildgestaltung und der gewählte
Bildausschnitt hängen von den jeweils subjektiven Präferenzen, Interessen und
Sachzwängen des Fotografen ab. Ein Bildausschnitt wird aus einem breiten
Zusammenhang gerissen. Die Perspektive der Aufnahme, der Blickwinkel und der
Zeitpunkt spielen eine wichtige Rolle. Auch die Dreidimensionalität des realen
Gegenstandes kann durch die Fotoaufnahme nicht abgebildet werden.
Gleichwohl kann ggf. von einer Ähnlichkeit zwischen dem Bild und dem abgebildeten Objekt gesprochen werden. Die Fotoaufnahme verweist auf ein Referenzobjekt, das eine spezifische Bedeutung besitzt. Daran anknüpfend konstatiert der Kunstgeschichtler Gottfried Boehm: „Das Bild besitzt seine Kraft in einer Verähnlichung, es erzeugt eine Gleichheit mit dem Dargestellten. [...] Das Bild und sein Inhalt verschmelzen bis zur Ununterscheidbarkeit.“
Gleichwohl kann ggf. von einer Ähnlichkeit zwischen dem Bild und dem abgebildeten Objekt gesprochen werden. Die Fotoaufnahme verweist auf ein Referenzobjekt, das eine spezifische Bedeutung besitzt. Daran anknüpfend konstatiert der Kunstgeschichtler Gottfried Boehm: „Das Bild besitzt seine Kraft in einer Verähnlichung, es erzeugt eine Gleichheit mit dem Dargestellten. [...] Das Bild und sein Inhalt verschmelzen bis zur Ununterscheidbarkeit.“
Im Fall sogenannter realistischer Bilder kann
es also einen unmittelbaren Wirklichkeitsbezug geben, der das Aussehen des
Gegenstandes in einer ähnlichen Form einfängt. Der Fotograf Henri
Cartier-Bresson weist in seinem Aufsatz „Der entscheidende Augenblick“ aus dem
Jahr 1952 darauf hin, dass im Vergleich „zu allen erdenklichen Ausdrucksmitteln
[...] allein die Fotografie einen bestimmten Augenblick“ fixiert. Gleichwohl
wird das Bild Bresson zufolge vom Fotografen komponiert.
Durch die
Dominanz der Bilder geht Anders zufolge für die Rezipienten die Fähigkeit verloren,
zwischen Realität und Schein zu differenzieren. Die Bebilderung des Lebens sei
eine Technik des Illusionismus. Es entstehe eine Welt aus zweiter Hand. Anders
diagnostizierte bereits vor 50 Jahren eine Bildersucht, die er als „Ikonomanie“
bezeichnet, da die Menschen einem „Dauerregen“ von Bildern ausgesetzt seien. So
argumentieren Vertreter der medienkritischen „Überflutungsthese“, auf die der
Kunsthistoriker Wolfgang Kemp hinweist, wie folgt:
„Unsere Gedächtnisfunktion, unsere Urteilskraft,
unsere Phantasie und unsere Sensibilität – all die psychischen Instanzen, die
einen freien und schöpferischen Umgang mit Realitätsangeboten erlauben, würden
durch die „Bilderflut“ blockiert, ein bloß konsumierendes Verhalten sei sie
Folge.“
Neben dieser Fundamentalkritik an den
Bilderflut im Allgemeinen, steht auch die Bildmanipulation im Zentrum der
Kritik. Doch was ist eigentlich unter einer Bildmanipulation zu verstehen?
Unter einer Manipulation wird dem Journalisten Frank Miener zufolge eine Form der
Beeinflussung subsumiert, bei der der Beeinflussende andere Personen zu seinem
eigenen Vorteil manipuliert und Einflussmethoden wählt, die für andere nicht
durchschaubar sind
• Löschen bzw. Einfügen von Bildelementen,
• Die strategische Wahl des Aufnahmestandpunktes,
• „Optimierung“ durch Helligkeit, Schärfe, Kontrast,
• Fotoverwendung aus anderen Kontexten
• Falsche Beschriftung
• Ästhetisierung
• Fotokombinationen
• Fotomontage,
• Gestelle Aufnahmen
• Retusche
• Digitale Bearbeitung
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