Montag, 26. Februar 2018

pop art


DIE AMERIKANISCHE POP ART

Allgemein
Die Kunstrichtung „Pop Art“ (aus dem Englischen für „popular Art“ = „volkstümliche Kunst“) entstand Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts unabhängig voneinander in den USA und in England. 
Die Pop Art-Künstler verwendeten für ihren künstlerischen Ausdruck vorwiegend Motive aus dem Alltag, Konsum, Massenmedien und Werbung. Interessant für die Künstler stellten sich insbesondere menschliche Idole des amerikanischen Normalbürgers dar (z.B. Präsident Kennedy, Marilyn Monroe), nebst banalen Geschehnissen und Gegenständen, die von ihrer Unscheinbarkeit ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt wurden.
Die Darstellung erfolgte dann in Form von überdimensionalen Comics oder zumindest im Stil der Comics mit schwarz umrandeten Formen. Die Farbwahl war z.T. grell, bunt und auffallend, eingesetzt in traditionellen oder modernen Ausdrucksformen wie Fotomontagen, Environments oder Happenings. Erlaubt war, was populär, verbrauchbar, auffallend, billig, sexy und witzig schien.
Nach anfänglich ablehnender Haltung in der Gesellschaft, Empörung und Aufschreien, entwickelte sich die Pop Art alsbald zur vorherrschenden Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts. Sie erfreute sich zahlreicher Anhänger, Nachahmer und Bewunderer und die Motive waren praktisch überall zu finden: Ob nun im Supermarkt um die Ecke (sehr berühmt sind die Aufdrucke von Campbells Suppendosen), am Zeitungskiosk in den Comic-Heften oder den Werbebildern der Magazine und Zeitschriften. Bis heute ist die Pop Art als Gestaltungsmittel äußerst beliebt bei der Werbeindustrie.
Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung der Gesellschaft und der Medien, steckte hinter der Darstellung des Trivialen und Massenkonsums bittere Kritik, die von den Künstlern selbst gern als „Antikunst“ bezeichnet wurde. Zentraler Punkt der Kritik war die konsumorientierte, kapitalistische Gesellschaft mit ihrer Wegwerf-Haltung, der Ignoranz gegenüber den Details und kleinen Bedeutsamkeiten, sowie der Blindheit gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung innerhalb und außerhalb Amerikas.

allgemeine GESTALTUNGSPRINZIPIEN bei Bildern

Die Pop Art ist an einige wesentliche Prinzipien der Gestaltung gebunden:
·      die Hauptanforderung ist die Darstellung der absoluten Realität, d.h. alle Elemente müssen reine, klar definierte Gegenstandselemente sein
·      die meisten Formen sind wie in Comic-Heften schwarz umrandet
·      die dargestellten Gegenstände auf Plakaten sind ohne Tiefe, sprich eine flächige Darstellung
·      verwendet werden klare Farben, v.a. unbunte (Grautöne) und Primärfarben
·      bei der Popart handelt es sich um Trivialgrafiken, d.h. banale Gegenstände des Alltags werden isoliert, allein oder in Collagen dargestellt
·      es besteht eine Verknüpfung zwischen Realität und Kunst, die aus eigenen, individuellen abstrakten Mitteln besteht


 

EDWARD KIENHOLZ  (1927- 94) 

und Nancy Reggin (mit der Kienholz ab 1972 als Paar zusammenarbeitete)      

Edward Kienholz geht als einer der Künstler in die Geschichte ein, welche als erstes den Schritt vom dadaistischen Environment zur Objektkunst wagten. Neben der Objektkunst ist er auch Vertreter der Konzeptkunst und wird als neodadaistischer Künstler eingestuft. Auch in der Pop Art erscheint er eher ein Ausnahmekünstler, welcher als Autodidakt nie eine Grafikschule oder ähnliches besuchte.
Er gewinnt  aufgrund seiner vielseitigen Beschäftigungen zunehmend mehr Einsicht in das alltägliche Leben, hat mit Kranken, Reichen und weniger gut Situierten zu tun. Den Eindruck, welchen er durch seine teilweise sehr kurzfristigen Erfahrungen erlangt, dient ihm in seinen späteren Jahren als Künstler als Grundstein für die Gesellschaftskritik.
Edwards und Nancys Kunst dreht sich bereits von Beginn seines Schaffens um gesellschaftskritische Themen wie Rassendiskriminierung, Vietnamkrieg oder Frauenfeindlichkeit. 
In ihrer Tätigkeit als künstlerische Moralisten stellen sie immer wieder das massige Konsumverhalten der Bürger in Kontrast zu katastrophalen Ereignissen oder Ungerechtigkeiten des sozialen Lebens. 
Ausschnitt aus "the beanery"
 Sie arbeiten vor allem Environments.
das Environment: Man versteht unter diesem Begriff eine künstlerisch gestaltete Raumsituation, wobei verschiedene Objekte und Materialien vom Künstler gestaltet und angeordnet werden. Meist tritt diese Anordnung auch in Kombination mit Plastiken und Malerei auf. Der Betrachter wird bei einem Environment (welches auch häufig begehbar ist) mit der direkten Realität konfrontiert.



Die amerikanische Gesellschaft der 60er
- und die Kritik der Pop Art

Die amerikanische Gesellschaft in der Zeit der aufkeimenden und gedeihenden Pop Art war geprägt vom Ausdruck des Wiedererlangten Wohlstandes nach dem Zweiten Weltkrieg. Hollywood florierte, der Amerikanismus gedieh, die Medienindustrie wuchs, Fortschritt und Profit durchzog die Gedanken der Industrie.
In dieser Zeit des Patriotismus fand die Pop Art ihre Wurzel, die Hauptausprägung jedoch in einer wesentlich kritischeren Zeit. 
Der Kalte Krieg beherrschte das weltpolitische Geschehen dieser Zeit und 1962 fand er mit dem Höhepunkt der Kubakrise eine neue Dimension. Am „schwarzen Samstag“ (27.10.1962) kam es fast zum Ausbruch eines Nuklearkrieges durch die Bombadierung eines sowjetischen U-Boots mit Nuklearwaffen. Die Krise konnte im letzten Moment verhindert werden, doch viele Vorgänge und Aktionen der amerikanischen Regierung wurden vor der Bevölkerung geheim gehalten, um das „Gesicht der moralischen Korrektheit“ zu bewahren. Allerdings war sich insbesondere die intellektuelle Schicht im Klaren, dass mehr hinter der Sache steht.
Ähnliches geschah auch während der Geschehnisse des Vietnamkrieges, der während der 60er durch die militärische Invasion Amerikas gezeichnet war. Die Regierung ließ die Bürger über den Großteil ihrer Unternehmungen während des Krieges im Unklaren, jedoch sah man sich im „moralischen Recht“ und machte dies in allen Bereichen deutlich. 
Glücklicher Weise änderte sich diese Haltung in erster Linie außerhalb der USA alsbald, nicht zuletzt durch die offene Berichterstattung der Reporter im Kriegsgebiet, die das wahre Ausmaß an Brutalität und Zerstörung verdeutlichten. Studenten organisierten z.B. als Protestaktion den „zivilen Ungehorsam“ der auch im Zusammenhang mit der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung stand (Leitfigur: Martin Luther King jr.), welche ebenfalls schnell im Ausland auf Gehör stieß.
Die Künstler der Pop Art versuchten mit ihrer Darstellung des Trivialen der breiten Bevölkerung ihre eigentliche Oberflächlichkeit nahe zu bringen, besonders angesichts der erschreckenden Taten und Haltungen ihrer Regierung und der Bevölkerungsmasse. Während sich im eigenen Land ein Teil der Bevölkerung gegen Ungerechtigkeiten und Misshandlung von Mitbürgern wehrte, galt das Interesse der weißen Gesellschaft dem Konsum und ihren menschlichen Idolen. Dabei stellten sich die Künstler die Frage, wie weit sie ihre Kunst trivial gestalten mussten um Trivialität zu enttarnen. Leider gelangen diese Absichten der Entlarvung nicht immer. Die Kritik wurde nur von denen entdeckt, die wachen Auges durch die Gesellschaft spazierten, große Teile der Gesellschaft selbst sahen die Antikunst jedoch als Bestandteil der Medien und des Konsums. Die Künstler wollten den Rezipienten ihre eigene Oberflächlichkeit, Bereitschaft zum Luxus und Glätte spiegelbildlich vor Augen setzten, eine Aufforderung in sich zu gehen und zu prüfen. Doch war die künstlerische Abbildung der kommerziellen Wirklichkeit zu perfekt arrangiert um durchsichtig genug zu sein. Letztlich wurde die Pop Art für das verwendet, was sie eigentlich zu enttarnen gedachten – Kommerz und Verkauf.
Erklärungsansätze für diese vergleichsweise versteckte Kritik lassen sich aus der sehr guten werbegrafischen Ausbildung der Künstler und der dadurch resultierenden fehlenden Spannung zwischen Dargestelltem und Rezipienten herleiten. Doch letztlich bringt vielleicht genau diese Unfähigkeit der Bevölkerung, ihre eigentliche Trivialität zu erkennen, den perfekten Beweis für die Richtigkeit der Kritik. Die Pop Art zeigt die Verwundbarkeit der Wohlstandsgesellschaft, die sich selbst als kulturell vorbildlich und richtungsweisend sieht.

Auszüge aus SCHOOL-SCOUT

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