Bei diesem umstrittenen Kunstwerk handelt es sich um eines seiner
berühmtesten Kunstwerke: ein Urinoir/ Pissoir auf den Rücken gelegt, amerikanischer
Durchschnitts-Massenproduktion, versehen mit der Signatur R. Mutt .
1917 bringt er die „Fontaine“ zu einer New Yorker Ausstellung im
Rahmen des „Salons der Unabhängigen“ unter dem Namen R. Mutt getarnt. Jedoch
wurde sein Werk aus der Kunsthalle entfernt, da man diesen industriell gefertigten Gegenstand
keineswegs Kunst nennen wollte. Einige bezeichneten das Urinal sogar als
unmoralisch und vulgär.
Duchamp hat sich für den Namen „Fontaine“, Springbrunnen/ Usprung,
anstelle von „Urinal“ entschieden, um das Pissoir durch Verfremdung zum
Kunstgegenstand zu erheben. Er provoziert mit der „Fontaine“ den guten
Geschmacks der Bürger, indem er ein Objekt auswählte, das am
wenigsten Chance hatte, anerkannt zu werden. Eine Pissoir-Schüssel – es gibt sehr
wenige Personen, die das wunderbar finden. Denn die Gefahr ist das künstlerische
Ergötzen. Aber man kann veranlassen, dass die Leute alles schlucken: Das ist
dann auch passiert.“ (Duchamp)
Stellt man das „R.“ hinten an, so entsteht das deutsche Wort
„Mutt[e]R.“, was keine ungewöhnliche Interpretation wäre, da Duchamp gerne
Wortspiele in fremden Sprachen verwendet hat. Mütter sind der Ursprung des
Lebens, was das Wort „Fontäne“ und die vaginale Form des Pissoirs erklären könnte.
Die Kunstwerke Duchamps machten in ihrer Komplexität das traditionelle Kunstverständnis fraglich. Auch das Fehlen des eigentlichen kreativen Aktes in seiner Kunstproduktion ließ die Frage nach der Bedeutung von Kunst aufkommen. Marcel Duchamps Schaffen galt vielen nachfolgenden Strömungen als Quelle der Inspiration...