René Margritte
-->1898-1967, belgischer Maler -->
Er genießt eine Sonderstellung zwischen den anderen Surrealisten seiner Zeit. Anstatt mit traumhaften Bildern und Welten zu arbeiten, stellte er alltägliche Dinge dar, in denen er das
Fremdartige sucht, um das dahinter verborgene, rätselhafte sichtbar zu machen.
Er erschafft Bilderrätsel und Denkspiele, deren Absurdität erst auf den zweiten
Blick auffällt und den Betrachter irritieren soll. Auf den Kopf gestellte
Verhältnisse und Wiedersprüche in seinen Werken regen an, über Kunst und
Wirklichkeit nachzudenken.
"Warum ist die Wirklichkeit so, wie sie ist?"
"Warum ist die Wirklichkeit so, wie sie ist?"
Er malte sehr verschiedenartige Bilder, die man in eigene Kategorien einteilen kann.
Die Collage-Bilder
"die
Kombination von ursächlich nicht zusammengehörigen Realitätsebenen im Bild ist
anzusehen als eine malerische Variante der Collage,...
"
schön wie die zufällige Begegnung eines Regenschirmes und einer Nähmaschine auf
einem Operationstisch" ( 1870 Compte de Lautréamont, Schriftsteller) diese
Aussage bildet knapp und anschaulich die Ästhetik des Surrealismus ab, indem er
sagt schön sein nicht irgend eine Harmonie oder eine wirklichkeitsgetreue
Darstellung, sondern schön sei die zufällige, widersinnige Kombination von
Realitätseben. Die Collage Bilder sind also: Die systematische Ausbeutung des
zufälligen unter künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr
wesensfremden Realitäten und einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene -
und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.
Die Collagen artikuliert Unbehagen und irritiert damit; die Verblüffung ist
eine der Effekte, die schon Dada im Auge hatte.
Die Sprach-Bilder
Magritte
konfrontiert eine bildliche und eine sprachliche Behauptung die einander
auszuschließen scheinen. Er demonstriert damit, dass das Bild auf einer anderen
Realitätsebene funktioniert als das abgebildete. Es sind reflektorische Bilder,
die auf erläuterndem Wege das Verhältnis zwischen Kunst und Realität behandeln.
Der
denkerische Ansatz Magrittes bildet nur scheinbar einen Gegensatz zu den
Intentionen der Surrealisten, denen man nicht gerecht wird, wenn man sie als
rein irrationale eingeschätzt. Letztlich geht es den Surrealismus immer wieder
um die Stärkung des Bewusstseins (natürlich auch hinsichtlich des
Unterbewussten).
"Dadurch,
dass die surrealistische Bewegung die Beziehungen der Realität untereinander um
stürzte, konnte sie nur zur Beschleunigung der allgemeinen Gewissens-und
Bewusstseins Krise unserer Tage beisteuern."( Max Ernst) Stärkung des Bewusstseins über dessen
Störung ist das Ziel.
Weder
Sprache noch Darstellung sind Abbilder; sie sind Instrument hallo Systeme,
Medien, mit deren Hilfe und unter deren Voraussetzungen Realität auf der Ebene
des Scheins vergegenwärtigt wird.
Die Bild-Bilder
Diese
Bildideen sind keine willkürlichen Gags, sondern Ergebnisse systematischer
Überlegungen zur Funktion und zur Möglichkeit von Abbildungen, von flächiger
und illusionistischer Darstellung, von deren Wechselbeziehungen und von
mehreren, durch Bilder im Bild erzeugten Realitätsebenen. Ausgehend von dem
Wissen um die Nichtidentität malte Magritte eine Serie von Bildern, die eine
solche Identität vortäuschen und damit unmittelbar auf die Praxis von
Wahrnehmungvorgängen eingehen.
Zum
Beispiel das Fenster als Verbindung zwischen innen und außen; das Bild als
Fenster durch das man (z. B. auf die Realität) schaut. Dieses Spiel von innen
und außen gilt natürlich auch für die Wahrnehmung des Betrachters.
"Die
Falle besteht in der unvermeidlichen Interpretation, zu welcher die
Symbolliebhaber bestimmt ihre Zuflucht nehmen werden; und sie werden somit an
alles andere denken (an einen symbolischen Sinn), nur nicht an den absoluten
Gedanken, den doch gerade dieses Bild beschreibt."
Die Verwandlungs-Bilder
"
die Freude an jeder gelungenen Metamorphose entspricht nicht einem elenden
ästhetischen Distraktionstrieb, sondern dem uralten vitalen Bedürfnis des
Intellekts nach Befreiung aus dem trügerischen und langweiligen Paradies der
fixen Erinnerungen und nach Erforschung eines neuen, ungleich weiteren
Erfahrungsgebietes." (Max Ernst)
Die
Malerei vermag nicht Existierendes anschaulich zu machen. Mithilfe der
Metamorphose verweist Magritte künstlerisch auf Assoziationen beziehungsweise
Vorstellungen des Betrachters. Mitunter gibt es psychologisch zu erklärende
Bezüge, mitunter existiert die Metamorphose um des Rätsels willen.
Die Kombinations-Bilder
Gegenstände
werden von ihren Funktionen und aus ihrem Kontext heraus isoliert und neu
zusammengefügt. Durch diese Kopplung des scheinbar Bekannten wird auf
unvertraute Zusammenhänge hingewiesen und funktionieren sie als Modelle der
Fantasie. Zündung oder Erkenntnis sind nur möglich, wenn die zusammengefügten
Realitätsfragmente sich von Anfang an nicht beziehunglos zueinander verhalten .
Die Elemente der Kombinatorik bei Magritte: der Ausgangsgegenstand und der zu
ihm im inhaltlichen Bezug stehende, konfrontierte Gegenstand und der beiden im
Bild gemeinsame Hintergrund oder Umraum.
In der surrealistischen Malerei unterscheidet man zwei
Tendenzen: Während Künstler wie Dalí und Magritte versuchten, realistisch
dargestellte Objekte der Erfahrungswelt aus ihrem Kontext herauszunehmen und in
neue, irrationale Sinnzusammenhänge einzubinden (veristischer Surrealismus),
entwickelten Miró oder Arp eine zu abstrakt-organischen Formen tendierende
Zeichenwelt (absoluter Surrealismus).
Hier zB: Joan Miro
Darüber hinaus entstanden
surrealistische Photographien und surrealistische Filme.
Hier zB: Chema Madoz